Auf und Davon in ein neues Leben

„Mara… Mara, aufwachen!“, drang Jessy’s Stimme an mein Ohr. Müde öffnete ich die Augen und sah sie an.
„Wir landen bald. Es kam grade eine Durchsage das wir uns anschnallen sollen“, grinste sie breit und griff über mich um meinen Gurt zu greifen. 
Jetzt wo ich einigermaßen wach hörte ich auch Marion neben mir singen.
„Über den Wolken, muss die Freiheit wohl Grenzenlos sein“, trällerte sie vor sich hin ohne groß auf uns zu achten.
„Singt sie schon die ganze Zeit?“, flüsterte ich Jessy zu die daraufhin nickte und ein Lachen unterdrücken musste. So war sie unsere Marion, immer fröhlich und ein liebenswerter Mensch zum Pferdestehlen.
Eigentlich waren wir das alle drei und unzertrennlich noch dazu. In der Ferne konnten wir schon den Flughafen von Miami erkennen, während unter uns der Ozean blau schimmerte.
Jede von uns konnte die Anspannung der anderen fühlen.
Ich war so aufgeregt das ich meinte mein Herz klopfte doppelt so schnell in meiner Brust. Es war die Vorfreude auf das Leben was wir drei uns immer erträumt hatten.
Marion, Jessy und ich lernten uns vor einigen Jahren im Internet kennen.
Wir besaßen die gleichen Interessen und konnten uns die virtuelle Welt ohne den anderen irgendwann einfach nicht mehr vorstellen.
Doch das reichte bald nicht mehr und so kam es zu einem ersten Treffen.
Wir wohnten alle weit auseinander, somit war es schließlich nicht immer möglich sich zu sehen und jedes Mal rätselten wir, wie man dies ändern könnte.
Dann kam dieses Gewinnspiel einer Seite des Internets. Nach kurzem abstimmen machten wir dort auch mit, aber die Hoffnung etwas zu gewinnen war mehr als gering.
Es war wie ein Traum als jedoch wir den Geldpreis gewannen. Alle drei hatten wir keine leichte Vergangenheit, jeder musste schon den einen oder anderen Schicksalsschlag über sich ergehen lassen, was auch zu traurigen Erinnerungen führte.
Es gibt Menschen die nennen das was wir nun taten weg laufen, aber für uns war es ein Start in ein neues Leben. Es hatte nichts damit zu tun vor etwas zu flüchten. Niemand kann seine Vergangenheit und die damit verbundenen Erinnerungen löschen, aber man kann versuchen einiges anders und besser zu machen.
Warum wir uns für Amerika und Miami entschieden hatten, wussten wir eigentlich nicht so genau. Vielleicht war es mit ein Grund, dass wir drei auf die Schnelle einen Job bekommen haben.
Doch bevor das Berufsleben in den USA für uns begann, würden wir erst einmal ein paar freie Wochen genießen können. Den ganzen Sommer hatten wir Zeit uns einzuleben.
Ersparnisse und der Geldgewinn machten es uns möglich.
„Ich frage mich wie das Haus wohl sein wird. Ob es genauso schön ist wie auf den Bildern?“, fragte ich so vor mich hin.
„Ich denke schon. Die Maklerin würde uns doch nicht gleich vom Flughafen abholen um uns eine Bruchbude zu zeigen!“, gab Jessy mir eine Antwort und Marion stimmte zu.
„Das denke ich auch. Es ist nur alles noch so unreal. Zu schön um wahr zu sein!“, zwinkerte ich worauf wir drei wieder einen  verträumten Blick bekamen.
Als das Flugzeug auf der Landebahn aufsetzte schlug mein Herz höher.
Ich sah aus dem Fenster und atmete tief ein und aus.
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